Kann man 'AGIL' können?
Vor einigen Wochen erreichte mich von einem Leser eine Nachricht auf einen meiner Artikel über „Agilität in der Zusammenarbeit“ in der dieser sinngemäß zum Ausdruck brachte, dass „der ganze Hype um Agilität ganz schnell wieder verschwinden wird, da es ohnehin nichts ‚Neues’ sei.
Sinngemäß schrieb er, „...wenn jemand die Methode x und y beherrscht, kann er auch agil – wer nur agil kann, kann die Methode x und y noch lange nicht...“
Das ist glaube ich in vielen Unternehmen einer der größten Irrtümer, der rund um die Thematik ‚Agilität’ vorhanden ist.
‚Agil’ kann man nicht können – es ist vielmehr eine Haltung, eine Einstellung und sicher auch eine Frage der Persönlichkeit (bin ich für diese Art der Zusammenarbeit, der Kommunikation, der Führung, u.v.m. z.B. offen, bereit und liegt es in meinem Naturell auf diese Art und Weise mit anderen zu arbeiten, mich.)
Oft wird ‚Agile Haltung’ mit agilen Methoden verwechselt. Und dabei beschränken sich die meisten auf die bekanntesten wie Scrum, Kanban, Design Thinking, o.ä.. Dabei gibt es eine ganze Menge an agilen Methoden, die tagtäglich in die Führungspraxis eingebaut und umgesetzt werden können.
Die Krux an dieser Geschichte ist, dass die Methoden alleine nicht helfen werden. Auch diese funktionieren nur dann wirklich gut, wenn im Unternehmen, bei den Führungskräften und auch bei den Mitarbeitern (in den Teams) eine wirkliche ‚Agile Haltung’ vorhanden ist (und diese auch zugelassen wird).
Dies wird auch dadurch bestätigt, dass sich zwar ein Großteil aller Unternehmen aktuell mit dem Thema „Agilität“ beschäftigt aber sich nur ca. 20 % davon auf dafür erforderliche Veränderungen und den Prozess einlassen (z.B. Entscheidungsprozesse, Struktur, Arbeitsformen, vor allem aber die Art und Weise der Kommunikation untereinander, etc.).
80 % verkünden ‚Agilität’ (auch oft in aufwendigen Veranstaltungen) an die Mitarbeiter und machen dann so weiter wie bisher. Das einzige was übrig bleibt ist oftmals, dass z.B. Tische (weil das ‚Old School’ ist) aus den Meetingräumen entfernt werden und Besprechungen im stehen abgehalten werden – dabei kommt es ja nicht auf den Tisch an sondern ausschließlich auf die Menschen, die mit oder ohne Tisch an der Besprechung teilnehmen oder diese moderieren/gestalten. Oder nicht?
Der Vollständigkeit halber: ich arbeite wenn es irgendwie möglich ist seit 20 Jahren ohne Tische – weil es einfach einen näheren, offeneren und kreativeren Rahmen verleiht (es ist aber nur der Rahmen – dieser kann durch ‚unagile Art und Weise’ auch ganz schnell kaputt gemacht werden und dann empfinden die Teilnehmer die ‚fehlenden Tische’ eher als Belastung oder als eine 'aufgesetzte Methode').
Wenn für die Mitarbeiter und Teams nicht im beruflichen Alltag spürbar wird, dass eine neue (agile) Kultur entsteht, werden die oberflächlichen Bemühungen der Unternehmen eher ins Gegenteil umschlagen. D.h., in diesen Fällen führt die bloße Ankündigung eher zu Demotivation und Frustration („...bei uns ändert sich ohnehin nichts...“ oder „...schon wieder was Neues...und nichts davon wird wirklich umgesetzt...“).
Aber immerhin meinen es 20 % der Unternehmen wirklich ernst, nutzen ‚Agilität’ nicht nur als Lippenbekenntnis und machen es wirklich großartig.
Das Wichtigste was in diesen Unternehmen passiert ist, dass eine neue Kultur entsteht. Und diese wird nicht in ‚elitären Gremien’ vorab konzipiert und anschließend verkündet sondern entwickelt sich durch die schrittweise Umsetzung von ‚agiler Kommunikation’ in den unterschiedlichsten Formen zwischen Unternehmensleitung, Führungskräften und Mitarbeitern (Teams).
Dadurch ernten diese Unternehmen Schritt für Schritt z.B. folgende Mehrwerte, die zu u.a. zu klaren Wettbewerbsvorteilen führen:
Brücken zwischen Unternehmensleitung, Führungskräften und Mitarbeitern werden gebaut – das ist die Basis dafür, dass alle mit Überzeugung dieselben Ziele verfolgen und vor allem, dass eine konstruktive, motivierende Arbeitsatmosphäre entsteht!
Nähe und Vertrauen wird auf natürliche Art und Weise entwickelt – dies ist die Quelle für neue Ideen (wer verkrampft ist, wird kaum kreativ sein können...)
Mut entsteht auf allen Ebenen – aus mutigen Vorschlägen können z.B. wirklich neue Konzepte, Ideen, Strategien entwickelt werden oder einfach auch bestehende Prozesse/Abläufe einfacher und dadurch produktiver gestaltet werden!
Offenheit zwischen allen Beteiligten entwickelt sich – die Voraussetzung sich gegenseitig jeden Tag besser zu machen!
Verantwortungsgefühl wird spürbar – die täglichen Aufgaben wie auch Herausforderungen werden gleichermaßen zu gemeinsamen sowie eigenen ‚Projekten’ gemacht. Dadurch übernimmt jeder Verantwortung!
Freude an den Aufgaben und der Zusammenarbeit entsteht –dies ist die beste ‚Motivationsmethode’ der Welt! (wer nur darauf wartet von anderen motiviert zu werden, wird kaum wirkliche Freude empfinden...)!
Und dies sind nur ein paar Beispiele und vor allem, all dies hat nichts mit einer Methode zu tun. Dies ist nur möglich, wenn Haltung und Einstellung vorhanden sind oder sich in diese Richtung entwickelt.
Um auf den Ausgangspunkt zurück zu kommen: Nein, ‚AGIL’ kann man nicht können, ‚AGIL’ muss man verinnerlichen und leben!
Eine kleine Frage zum Abschluss: Haben Sie ‚AGIL’ heute schon gelebt?
Wenn Ihnen der kleine Ausblick, was durch ‚AGILITÄT’ in Ihrem Unternehmen entstehen kann gefallen hat, dann gibt es nichts abzuwarten! Starten Sie! Ich hoffe, dass ich Sie mit diesem kurzen Artikel ein wenig dafür motivieren konnte!
Ihre Mitarbeiter und Teams werden es Ihnen mit konkreten Mehrwerten für Ihr Unternehmen danken!
Ihr Edwin Prelog © 2017
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